Vorsicht vor dem Night Manager

Serienkritik: The Night Manager
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Impuls Film

Der britische Ex-Soldat Jonathan Pine (Tom Hiddleston, Loki in den «Thor»-Filmen) arbeitet als Nachtmanager in einem Hotel in Kairo. Dort lässt er sich auf eine Frau ein, obwohl er weiss, dass sie vergeben und durch die Affäre in Gefahr ist. Sie wird umgebracht und dahinter steckt der internationale Waffenhändler Richard Onslow Roper («Dr. House» Hugh Laurie). Pine schwört Rache und lässt sich zusammen mit Kontakten beim britischen Geheimdienst auf eine mörderische Mission ein. Er infiltriert geschickt das Team von Roper. Der Waffenhändler zeigt sich jedch als harte Nuss und als sehr misstrauisch. Ein Tanz auf heissen Kohlen beginnt. Jedoch geht es Pine schnell um mehr als banale Rache.

 

Zwei Hauptdarsteller in fähigen Händen 

 

Das Grundkonstrukt der Handlung darf man ruhig kennen. Spannend bleibt die Mini-Serie «The Night Manager» trotzdem. Mehr noch, da der Zuschauer genau weiss, wer der Night Manager ist, aber nie sicher sein kann, wie viel Roper über ihn genau weiss, kurbelt die Spannungsspirale mächtig an. Der Trick, dem Zuschauer mehr Infos zu geben als den Figuren, funktioniert hier bestens. Dazu ist die Serie schnörkellos inszeniert, lenkt nicht mit unnötig konstruierten Handlungssträngen ab und schafft so die Plattform für das unwiderstehliche Darsteller-Duo. 

 

Roper (Hugh Laurie, links) und der Night Manager (Hiddleston, rechts) bauten langsam Vertrauen aus.

 

Neben der spannenden «Agent vs. Waffenhändler»-Story lebt die Serie von den Topschauspielern. Allen voran Hugh Laurie und Tom Hiddleston, die sich einen Pas De Deux liefern, wie es ihn schon lange nicht mehr gegeben hat. Hiddleston zeigt sich erneut als begnadeter Schauspieler wie beispielsweise als gelangweilter Vampir in «Only Lovers Left Alove». Hugh Laurie kontrastiert ihn als charmanten Diktator in seiner eigenen Welt, wo Misstrauen und Unterdrückung herrschen. Auf einer Party erhängt sich eine junge Frau und er meint eiskalt: «Jetzt muss das Meeting wegen ihr verschoben werden.» Hugh Laurie verleiht dem Waffenhändler eine gleichermassen abstossende wie faszinierende Aura. Familiär und eloquent, gleichzeitig brutal und kompromisslos bis hin zum absoluten «No-Go», Gewalt gegen Frauen. Auf der anderen Seite ist der introvertierte Nachtmanager, der wohl als Soldat so viel gesehen hat, dass er sich nur schwer öffnen kann und will. Jedoch freundet er sich schnell mit dem Sohn des Waffenhändlers an. Hier liegt ein Kern der brillanten Serie. Sie zeichnet nicht Schwarz/Weiss. Sie lässt dem Zuschauer die Wahl, wie man die Sympathien verteilt. Jedenfalls sehr lang.  

 

Der Hauptcast der hervorragenden Serie «The Night Manager».

 

«The Night Manager» basiert auf einem Roman des britischen Autors John le Carré. Für die Regie wurde eine Frau ausgesucht, die dem europäischen Kino mehr als eine hervorragende Episode geschenkt hat. Die Dänin Susanne Bier («In A Better World»). Sie zeigt viel Feingefühl bei der Inszenierung, setzt auf Charaktertiefe, was der Serie sehr gut tut. So erfährt man viel über die beteiligten Figuren und über deren Beweggründe. Vom Rachemotiv bis zur gemeinsamen Vergangenheit von Waffenhändler und der ehrgeizigen Geheimdienstleiterin (brillant: Olivia Colman), die den Nachtmanager anheuert. 

 

Besonders gut funktioniert die Reminiszenz an James Bond. Von der stilistisch unverkennbar nahe an Bond gefilmten Bildern, die aber nie eine Kopie sind, bis zum eleganten Soundtrack des Spaniers Victor Reyes. 

 

«The Night Manager» ist ein Serien-Juwel. Hier stimmt einfach alles und das fertige Produkt macht so richtig viel Freude. Nicht zuletzt durch das Hauptdarsteller-Duo. Grosse Klasse.

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  • The Night Manager (UK / USA 2016)
  • Regie: Susanne Bier
  • Drehbuch: David Farr, John le Carré 
  • Darsteller: Hugh Laurie, Tom Hiddleston, Tom Hollander, Olivia Colman, Elizabeth debicki, Noah Jupe
  • Laufzeit: ca. 344 Minuten
  • Verkaufsstart: 27. April 2016

 

Bilder: © Impuls Film

Patrick Holenstein / So, 01. Mai 2016